Osterbotschaft 2021 seiner Eminenz Metropolit JOHANNES von Dubna

 

An die Bischöfe, den Klerus, die Mönche und Monialen und die Gläubigen des Erzbistums der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa

 

«Steh auf, Gott und Herr, erhebe Deine Hand; vergiss nicht die Armen!» (Ps 9,33).

 

Liebe Exzellenzen, meine lieben Väter, Brüder und Schwestern in Christus!

 

Heute quillt der Mund über vom überbordenden Herzen: «Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasst uns frohlocken und fröhlich sein in ihm!» (Ps 117,24). Jetzt feiert die sichtbare und unsichtbare Welt den Tag, der erhabener ist als alle anderen, den Tag des Herrn – die Auferstehung unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus!

 

Es ist der Tag der Hoffnung für alle, der Tag des Lebens und der Freude. Das Ereignis dieses Tages hat den Lauf der Geschichte der Menschen geändert! Denn von diesem Tag an nahm die Predigt der Apostel ihren Anfang an der Schwelle des leeren Grabes des auferstandenen Christus (Mk 16), die Predigt des Neuen Lebens in der Auferstehung, nach der die Welt so sehr dürstet, sowohl zu ihrer, als auch heute in unserer Zeit (Apg 17,16-34).

 

Dieser Tag ist ein gesegneter Tag. Denn der Mensch hat auf eine neue Weise seine ursprüngliche Freiheit wiedergefunden, nämlich jene, die er im Paradies hatte. Sein ursprüngliches Abbild ist wiederhergestellt und wir alle singen: «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben …» (1 Petrus 1,3). Von diesem strahlenden Tag an konnte der Mensch damit beginnen, sein Wesen auf andere Art zu finden, seine geistliche Natur zu ergründen, die nach dem Sündenfall im Garten Eden langsam tödlich dahingerafft wurde. Denn jetzt beginnt diese neue Natur, sie kann in Fülle wieder aufleben, denn ihr wurde durch die Auferstehung das neue Leben geschenkt. Der Herrschaft des Todes ist ein Ende gesetzt und er hat aufgehört, ewig zu sein – das Leben hingegen ist ewig geworden.

 

Gott liebt den Menschen so sehr, dass er seinen Sohn schickt, um ihn zu retten und er löst durch sein Kreuz und seine Auferstehung die Ursünde auf.

 

Wie aber kann der Mensch seinem Schöpfer für dieses Ereignis danken? Ganz einfach durch die gegenseitige Liebe – zu Gott und vor allem zum Nächsten, der das Antlitz Gottes trägt. Seinen Nächsten lieben, heißt Gott zu danken. Dieses Ereignis lädt uns auch ein, Gott, dem Schöpfer aller Dinge, freudig zu danken. Seinen Nächsten zu lieben bedeutet vor allem, ihn zu respektieren, ihn zu akzeptieren, so wie er ist, ohne ihn besitzen zu wollen. Verletzen wir deshalb nicht die Grenzen in unseren Beziehungen, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder im Beruf. Seinen Nächsten lieben heißt auch, die Freiheit seines Nächsten zu schützen. Das bedeutet, Gott in ihm zu lieben (vgl. 1 Joh 4,20), das bedeutet es, so zu leben: «Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden.» (1 Petr 1,15).

 

 

 

Liebe Brüder und Schwestern, in diesen in österlicher Freude erstrahlenden Tagen wünsche ich Euch, dass Ihr durch den göttlichen Besuch des auferstandenen Christus beehrt werdet, dass Ihr Seine Liebe und Seine Gegenwart erfahren dürft, dass Ihr spürt, dass Er immer in unserer Nähe ist. Ich möchte Euch einladen, die Freiheit anzunehmen, die uns durch den auferstandenen Christus zuteil wurde. Nehmen wir Seine Einladung an, in die Freude der Gemeinschaft mit Gott einzutreten, der die Quelle des Heils ist. Möge das Herz eines jeden und einer jeden immer erfüllt sein von der göttlichen Liebe, dem lebendigen Glauben, dem Frieden und der Hoffnung.

 

Christus ist auferstanden! Und so wünsche ich es allen und auch mir gleichermaßen.

 

† Metropolit JOHANNES von Dubna,

Erzbischof der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa

 

Paris, Ostern 2021